Kegelverein

Aus Trittau-Wiki
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Kegelclub Gut Holz von 1906

Am 1. Mai 1906 wurde der Männer-Kegelclub „Gut Holz“ im Lauenburger Hof in Trittau gegründet und gehört damit zu den 25 ältesten Kegelclubs in Deutschland. Obwohl schon 1906 gegründet, gab sich der Club erst im November 1920 eine Satzung, die bis heute Bestand hat. In ihr ist u.a. festgelegt, dass die Mitglieder zu einem dem Club würdigen Verhalten verpflichtet sind.

Regeln

Auch die Kegelordnung hat der Club in den letzten 100 Jahren im Wesentlichen unverändert beibehalten. Gekegelt wird immer in die „Vollen“, d.h. es wird versucht, mit jedem Wurf alle 9 Kegel abzuräumen. König wird der Kegler, der am Kegelabend insgesamt die meisten Holz gekegelt hat, Pudelkönig wird der Kegler mit den meisten Pudeln.

Gekegelt wird pro Bahn in 4 Partien zu jeweils 10 Wurf pro Partie, d.h. insgesamt werden im allgemeinen 80 Wurf pro Abend absolviert, da auf 2 Bahnen gekegelt wird. Dazu werden pro Partie jeweils 2 Mannschaften neu zusammengestellt, die gegeneinander kegeln. Da man bei einer ungeraden Anzahl von Mitgliedern an einem Abend natürlich nicht zwei gleich große Mannschaften aufstellen kann, wurde der so genannte „Blinde Kegler“ erfunden. Die Mannschaft in Unterzahl lost unter sich einen Kegler aus, der 2x pro Partie auf die Bahn muss, das 2. Mal „blind“. „Blind“ bedeutet, dies Ergebnis zählt nicht zum abendlichen Gesamtergebnis des Keglers hinzu und Pudel, die „blind“ geworfen werden, werden zwar auch mit dem Pudelgeld belegt, zählen aber nicht für den Pudelkönig.

Zwei Punkte verdienen noch erwähnt zu werden. Auf einer alten Tradition basierend - niemand weiß eigentlich, wann diese Regelung eingeführt worden ist - ist es Satz, dass ein Kegler, wenn er denn das erste Mal in seinem Leben bei „Gut Holz“ König geworden ist, noch am selben Abend Spiegeleier für seine Kegelbrüder ausgibt.

Eine andere Regel wurde 1971 eingeführt. Sie hat sich seitdem hervorragend bewährt. Wer am Kegelabend das höchste Gesamtergebnis in einem Durchgang auf beiden Bahnen erzielt, erhält den H.b.D. (Hest em bi Di, auf hochdeutsch: Hast Du ihn bei Dir?). Der H.b.D. ist ein kleiner bronzener Kegel, den man mühelos z.B. im Portemonnaie bei sich tragen kann. Wann immer ein Kegelbruder den H.b.D. Gewinner trifft – und sei es in der Badeanstalt – und ihn fragt: „Hest em bi Di ?", so hat der Gewinner den H.b.D. zu zeigen. Kann er das nicht, muss er beim nächsten Kegelabend eine Runde ausgeben. Das gilt übrigens auch, wenn der H.b.D. am nächsten Kegelabend nicht vorliegen sollte.

Kegellokal

Der Kegelclub Gut Holz hat im Lauenburger Hof in den letzten 100 Jahren 5 Wirtsleute erleben dürfen.

  1. 1906 Fritz Berodt
  2.  ???? Heinrich Lanken
  3. 1925 Carl und Emmi Stapelfeldt
  4. 1964 Wolfgang und Rita Dickow, geb. Stapelfeldt
  5. 1995 Ehepaar Lehrke / Schumacher

Seit Januar 2006 wird nicht mehr im Lauenburger Hof gekegelt, sondern anfangs im Landhaus Schäfer in Bollmoor, anschließend in der Pirschklause, Hamfelde.

Heute laufen fast alle Kegelbahnen in unserem Lande voll automatisch. Das war aber nicht immer so. In den 60er Jahren wurden die Kegel nach den Würfen von Kegeljungen wieder aufgestellt. Die Abrechnungen von 1959 zeigen, dass die Kegeljungen dafür DM 7,50 pro Kegelabend erhielten plus Getränke, Eis oder Wurst im Wert von ca. 1,60 DM. Der Wirt erhielt 5 DM als Bahngeld. Obwohl der Satz für die Kegeljungen 1964 auf DM 10 erhöht wurde, wurde es bald immer schwieriger, Kegeljungen zu finden. Schließlich mussten die Mitglieder selbst die Kegel wieder aufstellen, was ihnen natürlich nicht so recht gefiel, bis die Wirtsleute Dickow dann gemeinsam mit dem „Hotel zur Post" eine automatische Bahn einrichten ließen. Die Kosten für die Handwerker teilte man sich, das „Hotel zur Post" spendierte das Essen und im „Lauenburger Hof" wurde geschlafen. Das Bahngeld betrug anschließend DM 25 und wurde von den Kegelbrüdern sicherlich gern gezahlt, weil das lästige Kegelaufsetzen jetzt endlich entfiel.

Jahreshauptversammlung und Geselligkeit

Bis 1978 wurde einmal im Jahr ein Stiftungsfest gefeiert, zu dem auch Gäste eingeladen wurden. Zuerst wurde gekegelt, Männer und Frauen jeweils für sich, und anschließend setzte man sich zum Karpfenessen zusammen. 1956 zählte man z.B. 20 Paare beim Stiftungsfest, obwohl der Kegelclub selbst nur aus 12 Männern bestand. Es wurde fast schon Tradition, einmal im Jahr ein Stiftungsfest gemeinsam mit den Ehefrauen und Gästen und ebenso einmal im Jahr einen Kegelausflug nur für die Männer durchzuführen. Ab 1979 wurde – vermutlich aus finanziellen Gründen - nur noch der Kegelausflug durchgeführt. Anstelle des Stiftungsfestes hat sich in den letzen 15 Jahren ein Grillabend etabliert, der abwechselnd von den einzelnen Kegelbrüdern organisiert wird. Auch hier sind die Männer unter sich.

Generell fällt auf, dass die Bindung der Clubmitglieder zu ihrem Kegelclub in den letzten Jahrzehnten nachgelassen hat. Vor 30 – 40 Jahren war es z.B. noch üblich, dass die Clubmitglieder Postkarten mit Urlaubsgrüßen an die daheim gebliebenen Mitglieder schickten. Die Post muss damals hervorragend funktioniert haben, denn eine Karte, die 1959 in Österreich abgeschickt wurde mit der Adresse „An den Kegelclub ‚Gut Holz’, Trittau b. Hamburg“, kam ohne Probleme an. Österreich war damals übrigens das einzige Ausland, das als Urlaubsziel in Frage kam. Meistens wurde der Urlaub in Deutschland an der See oder in den Bergen verbracht, das zeigen jedenfalls die gesammelten Postkarten mit Urlaubsgrüßen.

Einmal im Jahr, auf Beschluss der Mitglieder (1976) immer am 1. Freitag im Januar, findet die Jahreshauptversammlung statt, zu der alle Mitglieder "dem Anlass entsprechend" gekleidet zu erscheinen haben. „Dem Anlass entsprechend“ bedeutet: in Kombination und mit Krawatte. Die Jahreshauptversammlung beginnt traditionell mit einem herzhaften Grünkohlessen. Im offiziellen Teil gibt der Vorsitzende seinen Jahresbericht und der Schatzmeister gibt seinen Rechenschaftsbericht über die Kassenlage. Nachdem zwei auf der vorjährigen Versammlung gewählte Kassenprüfer die rechtmäßige Kassenführung bestätigt haben, wird vom ältesten Clubmitglied die Wahl des neuen Vorstandes eingeleitet. Jährlich neu werden gewählt:

  1. der Präsident (Vorsitzende)
  2. der Vize-Präsident (stellvertretende Vorsitzende)
  3. der Schatzmeister
  4. der Schriftführer

Seit der Jahreshauptversammlung 1980 ist die Wahl des Vize-Präsidenten ersetzt worden durch eine Ernennung: Vize-Präsident wird das Clubmitglied, das im vorausgegangenen Jahr am häufigsten an den Kegelabenden teilgenommen hat. Der Schriftführer führt über die Jahreshauptversammlung ein Protokoll, das seit 1979 in einem eigens dafür angelegten, dicken Protokollbuch archiviert wird. Gestiftet hat dies das Mitglied Manfred Gotter, von Beruf Drucker und es wird auch heute noch als Chronik weitergeführt von Jürgen Vesper, ebenfalls Drucker. Früher wurden die Protokolle so nebenbei auf den Abrechnungsunterlagen mitgeführt, deshalb waren sie in der Regel auch sehr kurz. Das kürzeste Protokoll von 1967 besteht z.B. nur aus 7 Zeilen:

  • Anwesend: 10 Mitglieder
  • Kassenbericht: Hinz – Kohlberg
  • Wahlen: Einstimmige Wiederwahl
  • Beitrag ab d. J. 67 10,-- DM,
  • Pudelgeld 0,20, Partiegeld je 0,10 DM
  • Kassenprüfer: Becker, Hinz
  • Offiziell Schluss: 23.00 Uhr

Ein Kegelclub lebt durch seine Mitglieder und die Mitglieder werden motiviert und zusammengehalten in erster Linie durch den Kegelsport, aber auch durch ihren Präsidenten. Deshalb sollen hier einmal die Präsidenten genannt werden, die den Club seit 1951, dem Neubeginn nach dem II. Weltkrieg, geführt haben.

  • 1951 – 1957 Herbert Ahrens 7 Jahre
  • 1958 – 1961 unbekannt
  • 1962 – 1964 Theo Benz 3 Jahre
  • 1965 – 1982 Werner Petersen 18 Jahre
  • 1983 – 1985 Dieter Kohlberg 3 Jahre
  • 1986 – heute Hilmar Sallach 29 Jahre (2015)

Lange Mitgliedschaften und ein harmonisches Miteinander von jung und alt zeichnen diesen Club seit über 100 Jahren aus. Ausgeschiedene oder verstorbene Mitglieder werden im Allgemeinen durch jüngere Mitglieder ersetzt. Hier hat sich bewährt, dass die Clubmitglieder selbst nach geeigneten Kandidaten für den Club Ausschau halten, die dann für einen gewissen Zeitraum zum Probekegeln eingeladen werden. Wenn die Kandidaten den Willen zur Mitgliedschaft erkennen lassen und wenn alle Mitglieder einstimmig dafür sind, diesen Kandidaten als neues Clubmitglied willkommen zu heißen, erst dann kann der Kandidat neues Mitglied im Club werden. Es erfordert schon eine gehörige Portion Disziplin, sich im Wesentlichen auf jüngere Kandidaten festzulegen. Wie oft möchte man einem guten Bekannten, der sicher gut in die Clubgemeinschaft passen würde, die Mitgliedschaft andienen – wenn er denn nur jünger wäre. Dass diese selbst auferlegte Disziplin allerdings auch positive Früchte trägt, sieht man daran, dass der Club jetzt schon über 100 Jahre Bestand hat. Viele andere Clubs sterben mit ihren Mitgliedern aus, der Kegelclub „Gut Holz“ nicht. Deshalb sollen hier einmal die Mitglieder genannt werden, die den Club nach dem II. Weltkrieg wieder ins Leben gerufen haben. Es waren – in alphabetischer Reihenfolge:

Herbert Ahrens Otto Bentien Theo Benz H. Christen
B. Dietrich E. Frank Werner Petersen Herbert Richter
Herbert Riegel Schröder W. Tesche Gustav Thiede

109 Jahre alt ist der Kegelclub „Gut Holz“ im Jahr 2015 geworden Dank der Motivation und des Interesses seiner Mitglieder. Wenn auch nachfolgende Clubmitglieder an dieser Tradition festhalten, muss man am weiteren Fortbestehen dieses altehrwürdigen Clubs keine Sorge haben.