Genesungsheim: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Trittau-Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Lage: Plan eingefügt)
Zeile 2: Zeile 2:
 
== Lage ==
 
== Lage ==
 
[[Datei:Plan Lage Genesungsheim.jpg|mini|die Lage des Genesungsheims mit der Zufahrt von der Kieler Straße]]
 
[[Datei:Plan Lage Genesungsheim.jpg|mini|die Lage des Genesungsheims mit der Zufahrt von der Kieler Straße]]
Das Genesungsheim lag etwas abgesetzt vom Ort im Norden Trittaus mit einer langen Zufahrt von der Kieler Straße aus. Es befand sich etwa im westlichen Winkel der Otto-Hahn-Straße und der Bunsenstraße. Nach dem Ankauf von ''16 Morgen Sandboden, wovon ungefähr 1/3 bewaldet ist'', wurde das Gelände von einem Landschaftsgärtner parkartig gestaltet. Nach einer Beschreibung der Lage aus dem Jahr 1901 lehnt sich das Heim ''einem sanft ansteigenden Hügel an, der es gegen Nord- und Nordwest-Winde schützt. Von der Hauptfront nach Osten genießt man eine herrliche Aussicht auf den imposanten Trittauer Wald.''<ref>Bericht über die Genesungsheime belegen in Trittau (Holstein) und in Kollow bei Schwarzenbek</ref>
+
Das Genesungsheim lag etwas abgesetzt vom Ort im Norden Trittaus mit einer langen Zufahrt von der [[Kieler Straße]] aus. Es befand sich etwa im westlichen Winkel der [[Otto-Hahn-Straße]] und der [[Bunsenstraße]]. Nach dem Ankauf von ''16 Morgen Sandboden, wovon ungefähr 1/3 bewaldet ist'', wurde das Gelände von einem Landschaftsgärtner parkartig gestaltet. Nach einer Beschreibung der Lage aus dem Jahr 1901 lehnt sich das Heim ''einem sanft ansteigenden Hügel an, der es gegen Nord- und Nordwest-Winde schützt. Von der Hauptfront nach Osten genießt man eine herrliche Aussicht auf den imposanten Trittauer Wald.''<ref>Bericht über die Genesungsheime belegen in Trittau (Holstein) und in Kollow bei Schwarzenbek</ref>
  
 
== Bau ==
 
== Bau ==

Version vom 18. April 2015, 15:20 Uhr

Das Genesungsheim war eine Einrichtung einer Hamburger Krankenkasse. Es diente bis 1931 als Kurhaus für männliche Versicherte zur Wiederherstellung der Gesundheit. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Heim als Gauführerschule genutzt. 1941 erfolgte der Verkauf an Staatsrat Essberger. Nach Kriegsende waren Flüchtlinge in den Gebäuden untergebracht.

Lage

die Lage des Genesungsheims mit der Zufahrt von der Kieler Straße

Das Genesungsheim lag etwas abgesetzt vom Ort im Norden Trittaus mit einer langen Zufahrt von der Kieler Straße aus. Es befand sich etwa im westlichen Winkel der Otto-Hahn-Straße und der Bunsenstraße. Nach dem Ankauf von 16 Morgen Sandboden, wovon ungefähr 1/3 bewaldet ist, wurde das Gelände von einem Landschaftsgärtner parkartig gestaltet. Nach einer Beschreibung der Lage aus dem Jahr 1901 lehnt sich das Heim einem sanft ansteigenden Hügel an, der es gegen Nord- und Nordwest-Winde schützt. Von der Hauptfront nach Osten genießt man eine herrliche Aussicht auf den imposanten Trittauer Wald.[1]

Bau

Die Grundsteinlegung erfolgte am 4. September 1898. Der Bau wurde unter der Leitung des Architekten Henry Emil August Meyer (1866-1946) zügig erstellt und schon am 18. Juni 1899 fand die Eröffnungsfeier statt. Das Genesungsheim und die Wirtschaftsgebäude lagen in einem Park, der von einem Landschaftsgärtner gestaltet worden war.

Geschichte

Teller mit Ansicht des Genesungsheims

Die Ortskrankenkasse für kaufmännische Geschäfte in Hamburg war eine der ersten Krankenkassen, die aus eigenen Mitteln eine Art Kurhaus für Genesende zur vollständigen Wiederherstellung der Gesundheit errichtete. Ziel war die Erreichung andauernder Gesundheit und Erwerbsfähigkeit durch Arbeitsruhe und rein klimatisch-diätetische Fürsorge.[2] Durch gesundheitsfördernde frische Waldluft und reichlich bemessene kräftige Kost bei ärztlicher Controle sollten die Versicherten genesen.

Die Herstellungskosten für das Heim in Trittau mit 30 Betten betrugen 6.000 Mark für das Grundstück und 57.000 Mark für den Bau sowie 11.500 Mark für die Einrichtung.[3] Nach dem Zusammenschluss der Ortskrankenkassen zur Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) wurde das Genesungsheim in Trittau am 1. Oktober 1919 auf diese übertragen und die Änderung im Grundbuch der Gemeinde Trittau Band VI Blatt 3 eingetragen.[4] 1928 war das Trittauer Heim eines von vier von der AOK betriebenen Häusern für Rekonvaleszenten. Das Heim in Trittau war für männliche Versicherte, zusammen mit dem Heim in Reinfeld standen 100 Betten zur Verfügung. Für weibliche Versicherte gab es Heime in Kollow und Sophienbad-Reinbek mit zusammen 200 Betten.[5]

Betrieb als Genesungsheim

Die ersten Pfleglinge wurden am 19. Juni 1899 aufgenommen. Das Heim stand unter der Leitung von Schwester Lina Appelhagen, die für diese Aufgabe vom Krankenpflegerinnen-Institut des Vaterländischen Frauen-Hülfs-Vereins in Hamburg überlassen wurde.

Zum 1. April 1931 wurde das Genesungsheim wegen der schlechten Finanzlage von der Krankenkasse geschlossen. Eine Wiedereröffnung des Betriebes war wegen zu geringer Bettenzahl (32) unwirtschaftlich.

Übernahme als Gauführerschule

Während der Zeit des NS-Regimes wurde das Genesungsheim durch die NSDAP übernommen und als Schulungsburg genutzt, so z.B. durch den NS-Lehrerbund. Dazu schreibt Uwe Schmidt: Alle Amtsträger des NSLB wurden im Mai 1937 zu einer fünftägigen Lagerschulung unter der Leitung des stellvertretenden Hamburger NSLB-Führers Albert Mansfeld zusammengefasst, die, wie es hieß, in der Schulungsburg Trittau, also in unmittelbarer Umgebung der Gauführerschule II der Hamburger NSDAP in Lütjensee, stattfand. In einer Fußnote erläutert er: In Trittau befand sich als eine Art Dependance der Gauschule Lütjensee das frühere Genesungsheim der AOK, das die NSDAP übernommen hatte.[6]

Verkauf an Staatsrat Essberger

Nutzung nach Kriegsende

Antrag Kriegssachschäden 1947

1947 stellte das Landesjugendamt der Hansestadt Hamburg einen Antrag auf Ersatzleistung für Sachschäden bei der Kreisfeststellungsbehörde in Bad Oldesloe. Für die Wiederbeschaffung zerstörter und abhanden gekommener Sachen wurde eine Zahlung von 11.979 Reichsmark beantragt. Der Schaden wäre entstanden durch anderweitige Verwendung des Inventars durch Mil.Reg. und durch Plünderung der Bevölkerung.[7] Abgerissen wurden die Anlagen des ehemaligen Genesungsheims im Zuge der Erweiterung Trittaus durch das neue Gewerbegebiet mit der Otto-Hahn-Straße und der Bunsenstraße. Der Bebauungsplan Nr. 11 der Gemeinde Trittau trat am 31. August 1968 in Kraft, das Gebiet wurde in den 70er Jahren erschlossen und bebaut.

Abbildungen

Das Genesungsheim war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein häufig genutztes Motiv auf Ansichtskarten aus Trittau.[8]

Besonderheiten

Das Gelände des ehemaligen Genesungsheims ist offenbar auch für Freunde des Geocaching interessant.[9]

Weblinks

Literatur

  • Ortskrankenkasse für Kaufmännische Geschäfte: Bericht über die Genesungsheime der Ortskrankenkasse für Kaufmännische Geschäfte zu Hamburg, belegen in Trittau (Holstein) und in Kollow bei Schwarzenbek, Hamburg Grefe & Tiedemann 1901
  • Adam: Die Genesungsheime in Trittau und Kollow, in Hamburg in naturwissenschaftlicher und medizinischer Beziehung: den Teilnehmern der 73. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte als Festgabe gewidmet, Hamburg 1901
  • 25 Jahre - 1899-1924 - Genesungsheime Trittau und Kollow, Hamburg 1924

Einzelnachweise

  1. Bericht über die Genesungsheime belegen in Trittau (Holstein) und in Kollow bei Schwarzenbek
  2. Bericht über die Genesungsheime belegen in Trittau (Holstein) und in Kollow bei Schwarzenbek
  3. Moritz Fürst: Stellung und Aufgaben des Arztes in der öffentlichen Armenpflege, Nachdruck des Originals von 1903, Salzwasser Verlag GmbH Paderborn, ISBN 978-3-84604-199-4 (S. 255, google books, abgerufen am 22.1.2015.)
  4. Quelle: Staatsarchiv Hamburg, Signatur 621-1/96_221 Umschreibung des Grundstücks des Genesungsheims Trittau auf die AOK Hamburg
  5. Gesundheitsbehörde Hamburg: Hygiene und soziale Hygiene in Hamburg, Paul Hartung Verlag Hamburg 1928, S. 354 ff.
  6. Die Menschen in den Schulen aus: Uwe Schmidt Hamburger Schulen im „Dritten Reich“, Band 1 herausgegeben von Rainer Hering, Beiträge zur Geschichte Hamburgs, herausgegeben vom Verein für Hamburgische Geschichte, Band 64 S. 315–476
  7. Quelle: Staatsarchiv Hamburg, Bestand 311-3 I Finanzbehörde 442-40 K-5700
  8. Adolf Wolkewitz: Trittau und seine Amtsgemeinden, Kurt Viebranz Verlag
  9. Website Geocaching, Bildergalerie, abgerufen am 22.1.2015