Haltepunkt Trittau-Vorburg: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach der Eröffnung der [[Eisenbahn|Eisenbahnstrecke]] mit dem Bahnhof nördlich der Ortslage im Jahr 1887 wurde ab dem Jahr [[1889]] ein weiterer Haltepunkt südlich der Ortslage in Trittau-Vorburg geschaffen.
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== Geschichte ==
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Trittaus Anschluss an die Eisenbahn brachte Veränderungen für den Ort, die neue Verkehrsanbindung mit dem Bahnhof ganz im Norden des Dorfes führte zu Begehrlichkeiten auch in Trittau-Vorburg. Der Amts- und Gemeindevorsteher Rudolph Hinsch, Gastwirt des [[Burgkrug|Burgkruges]] am Mühlenteich, setzte sich für die Anlage eines Haltepunktes „Trittau-Vorburg“ ein. Dies führte im Dorf zu Widerstand bei weiteren Gemeindevertretern, Gastwirten und Geschäftsleuten. Trittau war zu der Zeit ein begehrtes Ziel der Naherholung und hatte viele Gastwirtschaften im Ort. Die Lage des Burgkruges zum Bahnhof war ungünstig, da Besucher erst durch den ganzen Ort gehen mussten und dabei an vielen Einkehrmöglichkeiten vorbeikamen.
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Die Bemühungen des Burgkrugwirtes um einen weiteren Bahnhof im Süden des Ortes und die Argumente seiner Gegner gibt ein Schriftwechsel mit der Königlichen Eisenbahn-Direction zu Altona wieder. <ref>Auszug aus der Akte Bahnhof Vorburg Trittau, Staatsarchiv Hamburg, Bestand 374-14 Liegenschaftsakten, 2738.</ref>
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=== Auszug aus dem Schriftwechsel des Befürworters Hinsch und der Gegner des Haltepunktes Vorburg mit den Genehmigungsbehörden ===
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==== am 9. Januar 1889, Schreiben an das Hohe Königliche Ministerium für öffentliche Arbeiten, Seine Excellenz den Herrn Minister von Maybach in Berlin (Abschrift in der Akte) ====
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Die wiederholt ganz gehorsamst erbetene Anlage eines Haltepunktes Vorburg-Trittau, welche in dem ersten Bescheide des Hohen Königlichen Ministeriums als zwar angenehm und vortheilhaft für die Bewohner der Vorburg Trittau und Umgebung, aber aus verschiedenen Gründen als zur Zeit nicht ausführbar bezeichnet wurde, dürfte jetzt zu abermaliger Verhandlung geeignet erscheinen, indem kürzlich von der Königlichen Eisenbahn-Direction zu Altona der Bau eines neuen Bahnwärterhauses neben Vorburg Trittau ausgeschrieben worden ist und dadurch der Grund gegen die erbetene Anlage, daß dieselbe bedeutende Mehrkosten verursachen würde, hinfällig wird.
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Der betreffende Bahnwärter würde, da der Haltepunkt auf Personenverkehr beschränkt bliebe, die Fahrkartenausgabe beschaffen können und damit wäre das wiederholt verhandelte dringende Bedürfnis der Bewohner der Vorburg Trittau und der umliegenden Ortschaften befriedigt. Daß dieses Bedürfnis vorhanden sei, haben die Petenten in früheren Eingaben klar darzulegen sich bemüht, und sowohl der Verkehr über Bahnhof Trittau, welcher seinem weit überwiegendem Theile nach auf Vorburg Trittau gerichtet ist, als auch der Umstand, daß manche Bewohner derselben und der nächstliegenden Ortschaften wie auch viele Fremde noch immer über die von ihnen früher benutzte Station Friedrichsruh reisen, wohin auch mit Beginn nächsten Sommers der hierorts wohnende Postführmann Pöls seine früher unterhaltenen täglichen Omnibusfahrten wieder einrichten wird, lassen das Bedürfnis nach dem erbetenen Haltepunkte Vorburg Trittau immer fühlbarer hervortreten.
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Durch die Bewilligung und Fertigstellung der Haltestelle Lütjensee ist den Wünschen und Bitten der Bewohner der betheiligten Ortschaften Rechnung getragen. Im Vergleiche hierzu dürfte die Bitte der Bewohner der Vorburg Trittau, wo so viele Königliche Beamte und Geschäftsleute wohnen und die gleichzeitig vorgetragene Bitte der Bewohner der nahen Ortschaften um Anlage eines Haltepunktes Vorburg Trittau mindestens gleich begründet, in richtiger Würdigung der vorliegenden Verhältnisse als mehr begründet bezeichnet werden.
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An Ew. Excellenz erlaubt sich daher der ganz gehorsamst Unterzeichnete die ganz gehorsamste Bitte: Ew. Excellenz wolle höchstgeneigt in Veranlassung des ausgeschriebenen Neubaues einer Bahnwärterwohnung neben Vorburg Trittau die Gestaltung und Verwendung dieses Neubaues zum Haltepunkte Vorburg Trittau bewilligen und anordnen.
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Ganz gehorsamst
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gez. Unterschrift [Anm.: Hinsch]
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Gemeindevorsteher
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==== am 13. Januar 1889, Schreiben an das Hohe Königliche Ministerium für öffentliche Arbeiten (Abschrift in der Akte) ====
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Betrifft
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Anlage eines Haltepunktes auf Vorburg-Trittau, Linie Oldesloe-Schwarzenbek.
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Unter dem 9. Januar h.a. ist an Ew. Excellenz von Seiten des hiesigen Gemeinde-Vorstehers, Herrn Hinsch ein Gesuch betreffend einen Haltepunkt auf der Vorburg-Trittau abgesandt worden.
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Vor allem müssen wir gehorsamst Unterzeichneten uns dagegen verwehren, als ob Herr Hinsch im Auftrage oder mit Zustimmung der Ortsvertretung gehandelt habe - im Gegentheil. Die Sache ist sehr heimlich betrieben worden und es wäre wohl nicht zweifelhaft, daß g. Hinsch mit seinen Ansichten vollständig durchgefallen wäre, wenn er die Angelegenheit in der Vertretung zur Sprache gebracht hätte.
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Abgesehen davon und ferner von der eigenthümlichen Erscheinung, daß ein einfaches Dorf zwei Bahnhöfe ca. 1700 Meter von einander entfernt erhält, will es uns direkt gegen das Interesse des Orts erscheinen, wenn der besagte Haltepunkt errichtet würde. Jeder Ort strebt doch danach, sich seine Verkehrswege so zu legen, daß die von auswärts Kommenden die Geschäftsgegend möglichst passieren müssen. Hier dagegen liegt der Fall vor, daß wir die zum Amtsgericht, Steuerkasse etc. fahrenden indirekt auffordern, am Orte vorbeizufahren und so nach alleiniger Passirung der Gastwirthschaft des Herrn Hinsch die verschiedenen Behörde zu erreichen.
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Wenn gesagt wird, es läge nur an der Entfernung des jetzigen Bahnhofes von der Vorburg, daß viele nach Hamburg Reisende es vorzögen, nach wie vor nach Friedrichsruh zu gehen oder zu fahren, um dort erst die Bahn zu benutzen, so ist dies unzweifelhaft falsch. Genau dasselbe Verhältnis würde bleiben, wenn auch die Vorburg Haltepunkt hätte, da die Leute mehr deshalb den jetzigen Bahnhof wenig benutzen, weil während der Dauer des augenblicklichen Fahrplans die Anschlüsse in Schwarzenbek für uns so sehr unglücklich liegen.
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Geschäftsleute können eben deshalb unsere Bahn überhaupt nicht immer benutzen und wählen nur deshalb und weil sie das Fahrgeld von Trittau über Schwarzenbek nach Friedrichsruh sparen können die alte Route. Das ist auch ein Grund, weshalb der Fuhrmann Pohls wieder mit dem Omnibus nach Friedrichsruh soll fahren wollen: er kann die Leute billiger per Wagen nach Friedrichsruh liefern, wie die Verwaltung per Bahn und kann sich Morgens und Spätabends zwei günstige Anschlußzüge auswählen.
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Wenn der Gemeindevorsteher Hinsch die Entfernung vom Bahnhof jetzt auf ½ Stunde angiebt, so steht dies in direktem Widerspruch mit einer Annonce zur Einladung von Hamburger Sommergästen von Seiten des Gastwirths Hinsch. In dieser wurde die Entfernung zu ihm hin nur auf eine Viertelstunde angegeben.
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Vor einigen Jahren gelang es durch tüchtige Agitationen eine Anzahl Stimmen von Bewohnern der Vorburg zu einer Petition für das Projekt des Herrn Hinsch zusammenzubringen, wir sind aber fest überzeugt, daß bei einem jetzt wieder unternommenen Versuch die Sache sehr unglücklich ausfallen würde, da die Geschäftsleute längst eingesehen haben, wie wenig dies neue Projekt ihren Interessen entsprechen würde.
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Auffallend und zu eigenen Gedanken herausfordernd muß doch überhaupt das Vorgehen erscheinen, wenn wir bedenken, mit welcher Heimlichkeit dem Dorfe gegenüber die Sache ins Werk gesetzt wird und, daß die Gastwirthschaft des Herrn Hinsch die einzige ist, welche in der Nähe des neuen Haltepunktes liegt.
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Wir gestatten uns somit Euer Excellenz die dringende Bitte vorzutragen: Ew. Excellenz möge die Anlage eines Haltepunktes auf der Vorburg als zwecklos und der Ortschaft in manscher Hinsicht schädlich nicht bewilligen und verharren als Ew. Excellenz sehr gehorsame Bürger Trittaus.
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gez.
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C. Harders Gemeindevertreter
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Dr. Boyens Gemeindevertreter
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J. Scharnberg stellvertretender Gemeindevorsteher
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Trittau, den 13. Januar 1889“
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==== am 17. Januar 1889, Schreiben an die Hohe Königliche Eisenbahn Direction in Altona ====
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Wie zu unserer Kunde gekommen soll der Gemeindevorsteher Hinsch jetzt wieder aufs Neue mit einem Gesuch um Errichtung einer Haltestelle bei der sogenannten Vorburg Trittau direkt bei Seiner Excellenz dem Herrn Minister eingekommen sein.
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Obwohl die Sache schon wiederholt verhandelt, und der g. Hinsch mit seinen desfälligen Anträgen von Einer Königlichen Eisenbahn-Direction in Altona stets abgewiesen worden ist, so wollen wir doch auch diese erneute Eingabe um soweniger unwidersprochen lassen, als uns nicht bekannt ob der g. Hinsch die Eingabe lediglich in seinem eigenen Interesse als Gastwirt oder als Gemeindevorsteher Namens der ganzen Gemeinde Trittau abgefaßt hat.
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Im letzteren Falle wollen wir nur gleich bemerken, daß wenigstens dem größten Theile der bestellten Gemeindevertreter von Einsendung des Gesuchs keine Mittheilung gemacht worden ist, und die Ausführungen desselben auch keineswegs als die Ansichten und Interessen der ganzen Gemeinde darstellend anzusehen sind. Im Gegentheil nur die Minderheit der Eingesessenen würde einen Vortheil duch Anlegung einer zweiten Haltestelle haben, während die Interessen der überwiegenden Mehrheit ganz erheblich dadurch geschädigt werden.
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Zu der Vortheil habenden Minderheit würde allerdings der Gemeindevorsteher Hinsch wegen seiner auf der Vorburg belegenen Gastwirthschaft gehören, aber dessen Interesse dürfte doch wohl genügend durch den neben Bahnkörper hergestellten Fußsteig berücksichtigt sein. Dieser Fußsteig ist nur auf den einseitigen Antrag des Gemeindevorstehers und Gastwirths Hinsch angelegt worden, obgleich derselbe von den übrigen Gemeindevertretern einstimmig als nicht im Interesse des Ortes liegend abgelehnt worden war, und zwar aus dem gewiß richtigen Grunde, weil durch diesen Fußsteig der Verkehr gänzlich außerhalb des Ortes herumgeführt wird, während man doch sonst bei Anlegung neuer Verkehrswege sucht den Verkehr den Ortschaften zu zuführen.
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Als Hauptmoment für die Nothwendigkeit der Anlage einer Haltestelle auf der Vorburg wird gewöhnlich immer die ungünstige Lage des Trittauer-Bahnhof angeführt, wofür auch der zur Zeit noch immer geringe Personenverkehr rühren soll. Hieran ist aber weniger die Lage des jetzigen Bahnhofs Schuld als die ungünstige Lage der Züge in Bezug auf den Anschluß nach und von Hamburg, so daß thatsächlich ein Theil des Verkehrs nach wie vor über Friedrichsruh nach Hamburg geht. Hieran würde aber auch durch Anlegung einer Haltestelle auf der Vorburg nichts geändert werden, höchstens würde dadurch die bestehende Omnibusfahrt nach dem Bahnhof in Frage gestellt werden, wodurch jetzt nicht allein Personen, sondern auch Handgepäck und sonstige Frachtstücke für eine billige Vergütung befördert werden.
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Alle diese Verhältnisse sind aber schon früher genügend erörtert, so daß es nur des Hinweises darauf bedürfen wird, und wollen wir schließlich nur noch bemerken, wie willkürlich von dem Gemeindevorsteher Hinsch bei Angabe der Entfernung von der Vorburg bis zum Bahnhof verfahren wird. In den früheren Eingaben ist diese Entfernung von demselben stets auf wenigstens 20 Minuten bis zu einer halben Stund angegeben, während dieselbe nach der anliegenden Annonce worin er seine auf der Vorburg belegene Gastwirthschaft dem Publikum empfiehlt nur 15 Minuten beträgt.
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Falls also der Gemeindevorsteher Hinsch mit erneuten Anträgen auf Anlegung einer Haltestelle bei der Vorburg Trittau hervorgetreten sein sollte, so bitten wir Eine Hohe Königliche Direction ganz gehorsamst diese Anträge als nicht im Interesse der ganzen Gemeinde liegend hochgeneigtest ablehnend bescheiden zu wollen, wobei wir noch bemerken, daß wir diese unsere Bitte auch bereits Seiner Excellenz dem Herrn Minister direkt vorgetragen haben.
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Ganz gehorsamst
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C. Harders Gemeindevertreter
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W. Pünjer Gemeindevertreter
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J. Scharnberg
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H. Relling Gemeindevertreter
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==== am 9. Juni 1889, Schreiben an die Hohe Königliche Eisenbahn Direction in Altona ====
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Wie ein Blitzschlag lief es durch unsere Gemeinde, daß die Errichtung einer Haltestelle bei der s.g. Vorburg-Trittau genehmigt sei. Etwas ist die Sache in Abkühlung gekommen, denn wie man jetzt hört, soll noch eine örtliche Besichtigung stattfinden, bevor eine definitive Entscheidung abgegeben wird.
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Um den Ort Trittau vor dieser Einrichtung zu schützen, erlauben sich die gehorsamst Unterzeichneten als im Interesse der ganzen Gemeinde liegend Eine Hohe Königliche Direction dringend zu ersuchen es veranlassen zu wollen, daß bei der örtlichen Besichtigung, die sämtlichen 9 Gemeindevertreter, mit dem Gemeindevorsteher und dessen Stellvertreter berufen würden mögen, um an der örtlichen Besichtigung theilzunehmen, damit denselben Gelegenheit geboten wird, persönlich ihre Ansicht zu vertreten, und die Herren nicht allein die Ansichten des Gemeindevorstehers erfahren. Es ist nicht denkbar, aber man kömmt zu der Annahme, daß der Gemeindevorsteher Hinsch, seine Eingabe als im Auftrage der ganzen Gemeindevertretung gemacht hat.
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In Erwartung auf Gewährung zeichnen ganz gehorsamst
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C. Harders Gemeindevertreter
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W. Pünjer Gemeindevertreter
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J. Scharnberg stellvertretender Gemeindevorsteher
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Dr. Boyens Gemeindevertreter
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H. Relling Gemeindevertreter
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== Anlagen ==

Aktuelle Version vom 24. April 2022, 18:36 Uhr

Nach der Eröffnung der Eisenbahnstrecke mit dem Bahnhof nördlich der Ortslage im Jahr 1887 wurde ab dem Jahr 1889 ein weiterer Haltepunkt südlich der Ortslage in Trittau-Vorburg geschaffen.

Geschichte

Trittaus Anschluss an die Eisenbahn brachte Veränderungen für den Ort, die neue Verkehrsanbindung mit dem Bahnhof ganz im Norden des Dorfes führte zu Begehrlichkeiten auch in Trittau-Vorburg. Der Amts- und Gemeindevorsteher Rudolph Hinsch, Gastwirt des Burgkruges am Mühlenteich, setzte sich für die Anlage eines Haltepunktes „Trittau-Vorburg“ ein. Dies führte im Dorf zu Widerstand bei weiteren Gemeindevertretern, Gastwirten und Geschäftsleuten. Trittau war zu der Zeit ein begehrtes Ziel der Naherholung und hatte viele Gastwirtschaften im Ort. Die Lage des Burgkruges zum Bahnhof war ungünstig, da Besucher erst durch den ganzen Ort gehen mussten und dabei an vielen Einkehrmöglichkeiten vorbeikamen.

Die Bemühungen des Burgkrugwirtes um einen weiteren Bahnhof im Süden des Ortes und die Argumente seiner Gegner gibt ein Schriftwechsel mit der Königlichen Eisenbahn-Direction zu Altona wieder. [1]

Auszug aus dem Schriftwechsel des Befürworters Hinsch und der Gegner des Haltepunktes Vorburg mit den Genehmigungsbehörden

am 9. Januar 1889, Schreiben an das Hohe Königliche Ministerium für öffentliche Arbeiten, Seine Excellenz den Herrn Minister von Maybach in Berlin (Abschrift in der Akte)

Die wiederholt ganz gehorsamst erbetene Anlage eines Haltepunktes Vorburg-Trittau, welche in dem ersten Bescheide des Hohen Königlichen Ministeriums als zwar angenehm und vortheilhaft für die Bewohner der Vorburg Trittau und Umgebung, aber aus verschiedenen Gründen als zur Zeit nicht ausführbar bezeichnet wurde, dürfte jetzt zu abermaliger Verhandlung geeignet erscheinen, indem kürzlich von der Königlichen Eisenbahn-Direction zu Altona der Bau eines neuen Bahnwärterhauses neben Vorburg Trittau ausgeschrieben worden ist und dadurch der Grund gegen die erbetene Anlage, daß dieselbe bedeutende Mehrkosten verursachen würde, hinfällig wird.

Der betreffende Bahnwärter würde, da der Haltepunkt auf Personenverkehr beschränkt bliebe, die Fahrkartenausgabe beschaffen können und damit wäre das wiederholt verhandelte dringende Bedürfnis der Bewohner der Vorburg Trittau und der umliegenden Ortschaften befriedigt. Daß dieses Bedürfnis vorhanden sei, haben die Petenten in früheren Eingaben klar darzulegen sich bemüht, und sowohl der Verkehr über Bahnhof Trittau, welcher seinem weit überwiegendem Theile nach auf Vorburg Trittau gerichtet ist, als auch der Umstand, daß manche Bewohner derselben und der nächstliegenden Ortschaften wie auch viele Fremde noch immer über die von ihnen früher benutzte Station Friedrichsruh reisen, wohin auch mit Beginn nächsten Sommers der hierorts wohnende Postführmann Pöls seine früher unterhaltenen täglichen Omnibusfahrten wieder einrichten wird, lassen das Bedürfnis nach dem erbetenen Haltepunkte Vorburg Trittau immer fühlbarer hervortreten.

Durch die Bewilligung und Fertigstellung der Haltestelle Lütjensee ist den Wünschen und Bitten der Bewohner der betheiligten Ortschaften Rechnung getragen. Im Vergleiche hierzu dürfte die Bitte der Bewohner der Vorburg Trittau, wo so viele Königliche Beamte und Geschäftsleute wohnen und die gleichzeitig vorgetragene Bitte der Bewohner der nahen Ortschaften um Anlage eines Haltepunktes Vorburg Trittau mindestens gleich begründet, in richtiger Würdigung der vorliegenden Verhältnisse als mehr begründet bezeichnet werden.

An Ew. Excellenz erlaubt sich daher der ganz gehorsamst Unterzeichnete die ganz gehorsamste Bitte: Ew. Excellenz wolle höchstgeneigt in Veranlassung des ausgeschriebenen Neubaues einer Bahnwärterwohnung neben Vorburg Trittau die Gestaltung und Verwendung dieses Neubaues zum Haltepunkte Vorburg Trittau bewilligen und anordnen.

Ganz gehorsamst

gez. Unterschrift [Anm.: Hinsch]

Gemeindevorsteher

am 13. Januar 1889, Schreiben an das Hohe Königliche Ministerium für öffentliche Arbeiten (Abschrift in der Akte)

Betrifft

Anlage eines Haltepunktes auf Vorburg-Trittau, Linie Oldesloe-Schwarzenbek.

Unter dem 9. Januar h.a. ist an Ew. Excellenz von Seiten des hiesigen Gemeinde-Vorstehers, Herrn Hinsch ein Gesuch betreffend einen Haltepunkt auf der Vorburg-Trittau abgesandt worden.

Vor allem müssen wir gehorsamst Unterzeichneten uns dagegen verwehren, als ob Herr Hinsch im Auftrage oder mit Zustimmung der Ortsvertretung gehandelt habe - im Gegentheil. Die Sache ist sehr heimlich betrieben worden und es wäre wohl nicht zweifelhaft, daß g. Hinsch mit seinen Ansichten vollständig durchgefallen wäre, wenn er die Angelegenheit in der Vertretung zur Sprache gebracht hätte.

Abgesehen davon und ferner von der eigenthümlichen Erscheinung, daß ein einfaches Dorf zwei Bahnhöfe ca. 1700 Meter von einander entfernt erhält, will es uns direkt gegen das Interesse des Orts erscheinen, wenn der besagte Haltepunkt errichtet würde. Jeder Ort strebt doch danach, sich seine Verkehrswege so zu legen, daß die von auswärts Kommenden die Geschäftsgegend möglichst passieren müssen. Hier dagegen liegt der Fall vor, daß wir die zum Amtsgericht, Steuerkasse etc. fahrenden indirekt auffordern, am Orte vorbeizufahren und so nach alleiniger Passirung der Gastwirthschaft des Herrn Hinsch die verschiedenen Behörde zu erreichen.

Wenn gesagt wird, es läge nur an der Entfernung des jetzigen Bahnhofes von der Vorburg, daß viele nach Hamburg Reisende es vorzögen, nach wie vor nach Friedrichsruh zu gehen oder zu fahren, um dort erst die Bahn zu benutzen, so ist dies unzweifelhaft falsch. Genau dasselbe Verhältnis würde bleiben, wenn auch die Vorburg Haltepunkt hätte, da die Leute mehr deshalb den jetzigen Bahnhof wenig benutzen, weil während der Dauer des augenblicklichen Fahrplans die Anschlüsse in Schwarzenbek für uns so sehr unglücklich liegen.

Geschäftsleute können eben deshalb unsere Bahn überhaupt nicht immer benutzen und wählen nur deshalb und weil sie das Fahrgeld von Trittau über Schwarzenbek nach Friedrichsruh sparen können die alte Route. Das ist auch ein Grund, weshalb der Fuhrmann Pohls wieder mit dem Omnibus nach Friedrichsruh soll fahren wollen: er kann die Leute billiger per Wagen nach Friedrichsruh liefern, wie die Verwaltung per Bahn und kann sich Morgens und Spätabends zwei günstige Anschlußzüge auswählen.

Wenn der Gemeindevorsteher Hinsch die Entfernung vom Bahnhof jetzt auf ½ Stunde angiebt, so steht dies in direktem Widerspruch mit einer Annonce zur Einladung von Hamburger Sommergästen von Seiten des Gastwirths Hinsch. In dieser wurde die Entfernung zu ihm hin nur auf eine Viertelstunde angegeben.

Vor einigen Jahren gelang es durch tüchtige Agitationen eine Anzahl Stimmen von Bewohnern der Vorburg zu einer Petition für das Projekt des Herrn Hinsch zusammenzubringen, wir sind aber fest überzeugt, daß bei einem jetzt wieder unternommenen Versuch die Sache sehr unglücklich ausfallen würde, da die Geschäftsleute längst eingesehen haben, wie wenig dies neue Projekt ihren Interessen entsprechen würde.

Auffallend und zu eigenen Gedanken herausfordernd muß doch überhaupt das Vorgehen erscheinen, wenn wir bedenken, mit welcher Heimlichkeit dem Dorfe gegenüber die Sache ins Werk gesetzt wird und, daß die Gastwirthschaft des Herrn Hinsch die einzige ist, welche in der Nähe des neuen Haltepunktes liegt.

Wir gestatten uns somit Euer Excellenz die dringende Bitte vorzutragen: Ew. Excellenz möge die Anlage eines Haltepunktes auf der Vorburg als zwecklos und der Ortschaft in manscher Hinsicht schädlich nicht bewilligen und verharren als Ew. Excellenz sehr gehorsame Bürger Trittaus.

gez.

C. Harders Gemeindevertreter

Dr. Boyens Gemeindevertreter

J. Scharnberg stellvertretender Gemeindevorsteher

Trittau, den 13. Januar 1889“

am 17. Januar 1889, Schreiben an die Hohe Königliche Eisenbahn Direction in Altona

Wie zu unserer Kunde gekommen soll der Gemeindevorsteher Hinsch jetzt wieder aufs Neue mit einem Gesuch um Errichtung einer Haltestelle bei der sogenannten Vorburg Trittau direkt bei Seiner Excellenz dem Herrn Minister eingekommen sein.

Obwohl die Sache schon wiederholt verhandelt, und der g. Hinsch mit seinen desfälligen Anträgen von Einer Königlichen Eisenbahn-Direction in Altona stets abgewiesen worden ist, so wollen wir doch auch diese erneute Eingabe um soweniger unwidersprochen lassen, als uns nicht bekannt ob der g. Hinsch die Eingabe lediglich in seinem eigenen Interesse als Gastwirt oder als Gemeindevorsteher Namens der ganzen Gemeinde Trittau abgefaßt hat.

Im letzteren Falle wollen wir nur gleich bemerken, daß wenigstens dem größten Theile der bestellten Gemeindevertreter von Einsendung des Gesuchs keine Mittheilung gemacht worden ist, und die Ausführungen desselben auch keineswegs als die Ansichten und Interessen der ganzen Gemeinde darstellend anzusehen sind. Im Gegentheil nur die Minderheit der Eingesessenen würde einen Vortheil duch Anlegung einer zweiten Haltestelle haben, während die Interessen der überwiegenden Mehrheit ganz erheblich dadurch geschädigt werden.

Zu der Vortheil habenden Minderheit würde allerdings der Gemeindevorsteher Hinsch wegen seiner auf der Vorburg belegenen Gastwirthschaft gehören, aber dessen Interesse dürfte doch wohl genügend durch den neben Bahnkörper hergestellten Fußsteig berücksichtigt sein. Dieser Fußsteig ist nur auf den einseitigen Antrag des Gemeindevorstehers und Gastwirths Hinsch angelegt worden, obgleich derselbe von den übrigen Gemeindevertretern einstimmig als nicht im Interesse des Ortes liegend abgelehnt worden war, und zwar aus dem gewiß richtigen Grunde, weil durch diesen Fußsteig der Verkehr gänzlich außerhalb des Ortes herumgeführt wird, während man doch sonst bei Anlegung neuer Verkehrswege sucht den Verkehr den Ortschaften zu zuführen.

Als Hauptmoment für die Nothwendigkeit der Anlage einer Haltestelle auf der Vorburg wird gewöhnlich immer die ungünstige Lage des Trittauer-Bahnhof angeführt, wofür auch der zur Zeit noch immer geringe Personenverkehr rühren soll. Hieran ist aber weniger die Lage des jetzigen Bahnhofs Schuld als die ungünstige Lage der Züge in Bezug auf den Anschluß nach und von Hamburg, so daß thatsächlich ein Theil des Verkehrs nach wie vor über Friedrichsruh nach Hamburg geht. Hieran würde aber auch durch Anlegung einer Haltestelle auf der Vorburg nichts geändert werden, höchstens würde dadurch die bestehende Omnibusfahrt nach dem Bahnhof in Frage gestellt werden, wodurch jetzt nicht allein Personen, sondern auch Handgepäck und sonstige Frachtstücke für eine billige Vergütung befördert werden.

Alle diese Verhältnisse sind aber schon früher genügend erörtert, so daß es nur des Hinweises darauf bedürfen wird, und wollen wir schließlich nur noch bemerken, wie willkürlich von dem Gemeindevorsteher Hinsch bei Angabe der Entfernung von der Vorburg bis zum Bahnhof verfahren wird. In den früheren Eingaben ist diese Entfernung von demselben stets auf wenigstens 20 Minuten bis zu einer halben Stund angegeben, während dieselbe nach der anliegenden Annonce worin er seine auf der Vorburg belegene Gastwirthschaft dem Publikum empfiehlt nur 15 Minuten beträgt.

Falls also der Gemeindevorsteher Hinsch mit erneuten Anträgen auf Anlegung einer Haltestelle bei der Vorburg Trittau hervorgetreten sein sollte, so bitten wir Eine Hohe Königliche Direction ganz gehorsamst diese Anträge als nicht im Interesse der ganzen Gemeinde liegend hochgeneigtest ablehnend bescheiden zu wollen, wobei wir noch bemerken, daß wir diese unsere Bitte auch bereits Seiner Excellenz dem Herrn Minister direkt vorgetragen haben.

Ganz gehorsamst

C. Harders Gemeindevertreter W. Pünjer Gemeindevertreter J. Scharnberg H. Relling Gemeindevertreter

am 9. Juni 1889, Schreiben an die Hohe Königliche Eisenbahn Direction in Altona

Wie ein Blitzschlag lief es durch unsere Gemeinde, daß die Errichtung einer Haltestelle bei der s.g. Vorburg-Trittau genehmigt sei. Etwas ist die Sache in Abkühlung gekommen, denn wie man jetzt hört, soll noch eine örtliche Besichtigung stattfinden, bevor eine definitive Entscheidung abgegeben wird.

Um den Ort Trittau vor dieser Einrichtung zu schützen, erlauben sich die gehorsamst Unterzeichneten als im Interesse der ganzen Gemeinde liegend Eine Hohe Königliche Direction dringend zu ersuchen es veranlassen zu wollen, daß bei der örtlichen Besichtigung, die sämtlichen 9 Gemeindevertreter, mit dem Gemeindevorsteher und dessen Stellvertreter berufen würden mögen, um an der örtlichen Besichtigung theilzunehmen, damit denselben Gelegenheit geboten wird, persönlich ihre Ansicht zu vertreten, und die Herren nicht allein die Ansichten des Gemeindevorstehers erfahren. Es ist nicht denkbar, aber man kömmt zu der Annahme, daß der Gemeindevorsteher Hinsch, seine Eingabe als im Auftrage der ganzen Gemeindevertretung gemacht hat.

In Erwartung auf Gewährung zeichnen ganz gehorsamst

C. Harders Gemeindevertreter

W. Pünjer Gemeindevertreter

J. Scharnberg stellvertretender Gemeindevorsteher

Dr. Boyens Gemeindevertreter

H. Relling Gemeindevertreter


Anlagen

  1. Auszug aus der Akte Bahnhof Vorburg Trittau, Staatsarchiv Hamburg, Bestand 374-14 Liegenschaftsakten, 2738.