Krieg: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 13. August 2015, 09:20 Uhr

Kriegszeiten forderten auch in Trittau Opfer und hatten Auswirkungen auf den Alltag der Menschen. Über die Kriege seit der Zeit der Raubritter bis zum Dänischen Krieg 1863/64 berichtet der Chronist Alfred Jessen in seiner Geschichte des Kirchspiels und Amtes Trittau und seiner weiteren Umgebung.[1]

1870/71

1. Weltkrieg (1914-1918)

Für die Opfer des ersten Weltkrieges wurde in Trittau ein Ehrenmal errichtet. Auf dem Friedhof der Martin-Luther-Kirche gibt es eine weitere Gedenkstätte.

2. Weltkrieg (1939-1945)

Beim Ehrenmal für die Opfer des 1. Weltkrieges wurde auch ein Ehrenmal für die Opfer des 2. Weltkrieges errichtet. Die gesamte Anlage ist als Kulturdenkmal eingetragen.

Kriegsende in Trittau

Als Zeitzeuge berichtet Hans-Joachim von Hartz über seine Erinnerungen an den Tag der Besetzung Trittaus durch die Engländer:

Dienstag, den 1.Mai 1945

Wer uns empfohlen hatte, einen Splittergraben zu bauen, kann ich nicht mehr sagen. Fest steht nur, dass viele Einwohner Trittaus im April 1945 in ihren Gärten Schutzgräben ausgehoben hatten. So auch bei uns in der Vorburgstraße. Haus bei Haus gab es Schutzgräben, meist abgedeckt mit einer Balkendecke. Sie waren an den Seiten mit Bohlen oder dicken Brettern abgestützt. In unserem Graben fanden aus fünf Familien neun Kinder und sieben Mütter Platz. Diese Splittergräben hatten die Frauen und wir Kinder gebaut, weil in den Wohnhäusern keine Keller mit Fenstern und Ausgängen nach draußen waren. Sehr oft war nur die Küche unterkellert, mit einem Einstieg im Holzfußboden. Diese Keller wären Mausefallen gewesen, aus denen es kaum eine Möglichkeit der Befreiung gegeben hätte. Wertsachen und Nahrungsmittel, z.B. Konserven, Weckgläser und Rauchfleisch, hatte man an verschiedenen Stellen vergraben. Wären die Häuser zerstört worden, hätte man doch einiges gerettet. Unser Haus wurde nicht beschossen und erlitt keinen Schaden. Aber in den Schutzgräben hätten ganze Familien ausgelöscht werden können. Der Garten in der Vorburgstraße 2 (Schuhhaus Behsen) wurde von Panzergranaten förmlich umgepflügt.

In der Nacht vom 29. auf den 30. April hörten wir in der Ferne Geschützfeuer. Die Briten gingen in dieser Nacht bei Lauenburg über die Elbe, um weiter nach Norden vorzudringen. Welche Gefühle wir zu der Zeit hatten, kann ich nicht mehr sagen. Wir waren sicher sehr gelassen. Es gab noch elektrische Energie, das Telefon funktionierte auch noch. Das Wetter war gut. Es war warm. Es bestand kein Anlass zur Sorge.

So gegen Mittag des 1. Mai ging bei unserem Nachbarn „Fahrrad & Nähmaschinen – Herbert Riegel“ das Telefon. Er wurde von seinem Freund, dem „Müller- und Bäckermeister Jürgen Rahn“ aus Hamfelde angerufen: „Herbert, hier sind eben die ersten britischen Panzer an meiner Mühle vorbei gerollt. Trittau soll noch verteidigt werden. Geht in eure Schutzgräben!“ Gesagt – getan. Man nahm seine Habseligkeiten, ging in die Gräben und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

So gegen 14 Uhr begann ein Trommelfeuer auf unser Dorf. Die vorrückenden Panzer schossen aus allen Rohren. Woher das Geschützfeuer kam und wo die Einschläge lagen, konnten wir in unserem Graben nicht feststellen. Plötzlich hörte der Beschuss auf. Es war totenstill. Nach geraumer Zeit wurde von den Frauen bestimmt: Einer soll mal nachsehen, was auf der Vorburgstraße los ist. Ich ging den kleinen Hügel zum Haus hin. Da begann der Beschuss von neuem. Was machen? Zurück laufen oder hinwerfen? Ich lief zurück in den Graben, denn die Panzergranaten pfiffen über meinen Kopf hinweg. Sie schlugen 100m weiter in den Garten von Schuhhaus Behsen ein.

Dann wieder Grabesstille. Einige Zeit später hörten wir Schritte. In unseren Bunker schaute ein britischer Soldat. Zuerst sahen wir seine Stiefel, dann den komischen Helm und den Lauf einer MP. Dann erschien er – unser erster Engländer. Er war behängt mit MG-Gurten und Eierhandgranaten. Nachdem er in unseren Unterstand gesehen hatte: „Nur Frauen und Kinder?“ – da lächelte er sogar und streichelte eines der Kinder. Er forderte uns noch auf, ein weißes Tuch zu hissen, und ging weiter durch die anderen Gärten. Ich sehe noch heute die großen Stiefelspuren, die er in unseren frischbestellten Beeten hinterließ. Wir taten, was er uns befohlen hatte und hissten ein weißes Tuch. Wir waren „besetzt“.

Auf der Vorburgstraße rollte unterdessen der Vormarsch in Form einer unendlichen Schlange von schweren Panzern und Versorgungsfahrzeugen. Der zweite Teil des 1. Mai 1945 begann. Plötzlich hörten wir zwei Flugzeuge. Es waren deutsche Kampfbomber. Sie warfen einige Bomben, die aber keinen großen Schaden anrichteten. Sie wurden von den Geschützen der britischen Panzer vertrieben. Wir Kinder sahen uns die Schäden an, welche die Panzergranaten angerichtet hatten. In der Hamburger Straße brannte eine Scheune. In der heutigen „Alten Möllner Straße“ stand neben dem Amtsgericht ein wunderschönes Haus. Es gehörte dem Malermeister Gustav Thiede. Er hatte es sehr gut erhalten und zu einem Schmuckstück herausgeputzt. Es war ein strohgedecktes Fachwerkhaus mit einem großen Tor, hübschen Türen, Butzenscheiben und „soll?“ unter „Denkmalschutz“ gestanden haben. Es erhielt mehrere Treffer und brannte bis auf die Grundmauern nieder.

Noch vor dem Dunkelwerden machten die Engländer Quartier. Die Bewohner der einen Straßenseite mussten ihre Häuser verlassen. Die Nachbarn auf der anderen Straßenseite sollten zusammenrücken, um mit uns ihren Platz zu teilen. Die Briten waren in Siegerlaune. Sie veranstalteten in unseren Wohnungen Partys, zu denen sie auch Frauen einluden. Unser Nachbar Karl Runge war Musiker und Dirigent der Trittauer Feuerwehrkapelle. In seinem Haus fanden die Soldaten allerlei Musikinstrumente, die sie dann auch benutzten. Auch gingen die Sieger nicht sehr zimperlich mit unserem Eigentum um. Es verschwand so manches Stück.

So erlebten wir den ersten Tag der Besetzung, den ersten Mai 1945. Auch dieser Tag ging zu Ende. „Und das Leben geht weiter“, sagte mal ein alter Bauer. Ihn hatten mehrere schwere Schicksalsschläge getroffen.

Einzelnachweise

  1. Jessen, Alfred: Die Geschichte des Kirchspiels und Amtes Trittau und seiner weiteren Umgebung, Trittau 1914